Bad Tölz, 5. April
Was vor der Saison niemand für möglich gehalten hat ist nun vollbracht. Die Tölzer Löwen sichern sich in eindrucksvoller Manier frühzeitig den Verbleib in der zweiten Eishockey-Bundesliga. Nach dem erneuten Sieg gegen Heilbronn steht der Nichtabstieg bereits drei Spieltage vor Ende der Abstiegsrunde fest. Vier Siege aus fünf Begegnungen bedeuten sogar den tabellarischen Spitzenplatz, punktgleich mit dem ESV Kaufbeuren. Der Spielverlauf an diesem Abend verlief analog zur Partie am Freitag. Ein lange Zeit ausgeglichenes Spiel, das die Buam in der Endphase des Spiels aufgrund von Vorteilen in Sachen Physis und Willen verdientermaßen zu ihren Gunsten entschieden. Weitere Parallelen gab es bei den Scorern. Wie schon vor zwei Tagen war es ausschließlich die erste Sturmreihe um Jeffrey Hoad, Rod Stevens und Sebastian Kottmair, die für die Treffer sorgte. Knapp 3000 Zuschauer waren nach dem Spiel restlos aus dem Häuschen und verwandelten die Hacker-Pschorr-Arena in ein Tollhaus.
Die knappe Führung der Falken nach dem ersten Drittel war zweifelsohne glücklich. Zwar war die Mannschaft von Interimstrainer Wittmann durchaus gewillt, ihre letzte Chance beim Schopf zu packen, doch hätten die Tölzer nach Pfostentreffern von Derek Mayer und Jeffrey Hoad ohne Weiteres komfortabel in Front liegen können. So aber reichte ein Überzahlspiel der Gäste aus, um sich frühzeitig in eine gute Ausgangsposition zu bringen. Fabio Carciola gab dem Blueliner von Christian Völk die entscheidende Richtungsänderung.
Nach dem Wechsel legten die Löwen noch einen Zahn zu. Der Wille dieses Spiel zu gewinnen und damit den Druck der Abstiegsrunde abzuschütteln, war deutlich erkennbar. Morgan Warrens Prüfung aus spitzem Winkel bestand Mike Rosati im Falken-Gehäuse noch, beim Schuss von Trevor Demmans wenig später war er machtlos. Demmans profitierte in dieser Szene von einem Ausrutscher seines Gegenspielers, welcher ihm zum nötigen Raum für einen präzisen Abschluss verhalf. Jetzt waren die Hausherren im Spiel und übten den erwarteten Druck auf die Schwaben aus. Stevens scheiterte knapp im Powerplay, Zeller zwang Rosati zum Spagat. Was in numerischer Überlegenheit nicht gelang, klappte in Unterzahl. Rod Stevens machte sich über die linke Seite zu einem Break auf und versenkte die Scheibe flach unter der Fanghand Rosati´s. Der Ausgleich durch Björn Friedl per Rückhandschlenzer nur zwei Minuten nach der Tölzer Führung war das Produkt aufkommender Nachlässigkeiten im gelb-schwarzen Deckungsverbund.
Die letzten zwanzig Minuten sollten eine Belohnung für das treue Publikum der Isarwinkler werden. Sepp Keller aus aussichtsreicher Position und der wiedererstarkte Demmans im Fallen hätten bereits für die erneute Führung sorgen können, beide Male zeigte Mike Rosati jedoch, dass er im hohen Alter durchaus noch zum Kreise der passablen Fangkünstler gehört. Beim Treffer von Florian Curth war aber auch der Ex-Mannheimer geschlagen. Eine starke Einzelleistung von Christian Urban leitete die Aktion ein, die vom jüngeren der beiden Curth-Brüder überlegt abgeschlossen wurde. Dieses Erfolgserlebnis war dem 29-jährigen zu gönnen, schließlich sind Tore des kleinen Stürmers mit dem großen Kämpferherz keine alltägliche Geschichte. Wiederum im Powerplay kam das Tabellenschlusslicht ein letztes Mal zurück. Eine sehenswerte Vorlage von Shawn Heaphy mit der Rückhand mündete in einem unhaltbaren Gewaltschuss von Christian Völk. Sebastian Kottmair war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr mit dabei. Ein Schläger traf ihn an der Hand, gerade als er seinen Handschuh nicht richtig übergezogen hatte, was zu einer heftigen Schwellung führte. Die Paradereihe wurde jeweils abwechselnd durch eine Offensivkraft der anderen Formationen ergänzt. Nichtsdestotrotz drängten die Hausherren nun vehement auf die Entscheidung, die exakt fünf Minuten vor Spielende auch tatsächlich fiel. Trevor Demmans trieb den Puck bei einem schnellen Angriff weit in die Heilbronner Sektion und hatte das Auge für den hinter ihm mitlaufenden Jeff Hoad, der wiederum mit einem platzierten Schlenzer für einen Aufschrei der Erlösung beim eigenen Anhang sorgte. Stevens und Hoad hatten Augenblicke nach dem 4:3 weitere formidable Gelegenheiten, die Angelegenheit endgültig abzuschließen. Um wieder zu den anfangs angesprochenen Vergleichen zum Spiel am Freitag zurückzufinden: Der Versuch mit dem sechsten Feldspieler anstelle von Rosati ging auch dieses Mal schief, nur ungleich schneller. Neun Sekunden durften sich die Falken Hoffnungen machen, was zeitlich einem gewonnenen Bully und dem finalen Konter über Rod Stevens entsprach.
Die anschließenden Jubelarien hätten eher auf einen errungenen Titel schließen lassen, wobei das jetzt Erreichte als nicht minder sensationell zu bewerten ist. Löwen-Dompteur Hans Rothkirch kam auf die Eisfläche und bedankte sich beim Publikum für die unglaubliche Unterstützung in einer sehr harten Saison und wurde vom Tölzer Anhang entsprechend gefeiert. Gästecoach Wittmann zeigte sich als äußerst fairer Verlierer. Er strich den Charakter seiner Mannschaft heraus, die sich zuletzt in den schweren Wochen nicht aufgegeben hat, hatte aber auch Glückwünsche für die Tölzer Mannschaft und das tolle Stadion übrig. Hans Rothkirch platzte fast das Gesicht, so strahlte er. Er begründete den Erfolg mit dem unbändigen Teamgeist seiner "Buam" und verwies stolz auf die Einzigartigkeit im deutschen Profi-Eishockey, mit 15 einheimischen Spielern anzutreten. Bemerkenswert am Rande: Bei der Wahl zu den besten Mannschaftsspielern wurde neben dem Heilbronner Völk das gesamte Löwenteam nominiert. (orab)
Tore:
0:1 (04:38) Caricola (Völk, Dunham 5-4)
1:1 (23:42) Demmans (Hoad,Mayer)
2:1 (32:34) Stevens (Demmans 4-5)
2:2 (34:43) Friedl (Draxler)
3:2 (44:47) F.Curth (Urban)
3:3 (50:01) Völk (Heaphy 5-4)
4:3 (55:00) Hoad (Demmans)
5:3 (58:56) Stevens (Hoad, Warren - empty net)
Strafen: Bad Tölz 12 - Heilbronn 10
Schiedsrichter: Roland Seckler (Geretsried), Linesmen: R.Hauber (Apfeldorf), R.Schneider (Füssen)
Zuschauer: 2587
~*Jazzy*~

